Immer wieder werde ich mit fragenden Augen angeschaut, wenn ich mein Pessar erwähne. Nur wenige haben davon schon einmal gehört und noch weniger wissen genau um die Einsatzmöglichkeiten. Darüber hinaus herrschen auch noch viele veraltete Ansichten vor, leider sogar unter Medizinern in gynäkologischen Fachrichtungen.
Dabei können Pessare so unglaublich hilfreiche und die Lebensqualität ungemein steigernde Hilfsmittel sein. Ich selber habe seit etwas mehr als einem Jahr ein Pessar und wünschte, ich hätte schon viel früher über die Einsatzmöglichkeiten erfahren. Darüber welche Hürden es gibt, vor allem aufgrund der Unbekanntheit und veralteten Ansicht über Pessare, schrieb ich bereits diesen Blogartikel. In diesem Artikel möchte ich aber einmal ganz visuell auf den Effekt von meinem Pessar im Einsatz eingehen.
Beckenbodencheckup und Pessaranpassung
Ich habe mein Pessar letztes Jahr schlussendlich von Sabrina Nieland bekommen. Sie ist Beckenboden-Physiotherapeutin in Hamburg und bietet unter anderem auch Beckenbodencheckups an. Dafür war ich bei ihr gewesen und hatte dann im Anschluss einen weiteren Termin für die Pessaranpassung bei ihr gemacht.
Passend zu meinem Befund hat sie ein Ringpessar mit Membran in Größe 4 aus ihren Anpassungsmodellen rausgesucht und mir eingesetzt. Dann hab ich mich durch die Praxis bewegt, bin ein bisschen gehüpft und in die Hocke gegangen, um zu spüren, ob das Pessar richtig sitzt und nicht drückt oder verrutscht. Das ging alles gut, es kam mir aber doch recht groß vor. Also nahmen wir es wieder raus und setzten stattdessen eine Nummer kleiner ein.
Was mir schon bei dem Check-up sehr geholfen hatte, war, dass Sabrina den Check-up mit einem Ultraschall begleitet. Auch wenn sie selbst in der Lage ist palpatorisch, also tastend mit dem Finger, den Check-up durchzuführen, ist doch die Verbildlichung für mich als Patientin ein Gamechanger gewesen. Genau sehen zu können, wie das, was ich zwar nach Gefühl richtig mache, in Effekt tritt, fasziniert mich. Zumal es so viel einfacher zu verstehen ist, was da passiert.
Das war auch für die Überprüfung des Pessars in Größe 3 der Fall. Wir schauten uns das gemeinsam auf dem Ultraschall an und konnten sehen, dass wenn ich z.B. huste, die Blase ein bisschen am Pessar vorbeirutscht. Da das nicht passieren soll, blieb es also bei Größe 4 und die Überprüfung zeigte, dass so alles an seinem Platz blieb.
Ich nutzte im Laufe des vergangenen Jahres das Pessar dann hauptsächlich an Tagen, an denen ich mehr Belastung habe, vor allem auch beim Sport mit mehr Impact. Das hat mir lange Zeit gut gereicht und mit meinem Training habe ich den Rest gut im Griff gehabt.
Perimenopause und ihre Auswirkungen
Jetzt ist es so, dass ich im Lauf des letzten halben Jahres deutlich Anzeichen für die ersten Hormonumstellungen der Perimenopause wahrgenommen habe. (Vielleicht ist es auch noch die Prämenopause, aber auf jeden Fall verändert sich gerade viel bei mir.) Und mein Gefühl sagte mir, dass sich das auch auf meine Blasensenkung auswirkt. Ich hatte den Eindruck, dass die Blase gelegentlich bei Belastung anfängt, nun auch an meinem Pessar vorbeizurutschen, so wie ich es letztes Jahr bei dem zu kleinen Pessar auf dem Ultraschall sah.
Also machte ich erneut einen Termin mit Sabrina, um das Ganze zu überprüfen und siehe da, mein Gefühl täuschte mich nicht. Sie hat nochmal einen palpatorischen Beckenbodencheck gemacht und dann haben wir uns das Ganze wieder im Ultraschall angeschaut. Letztes Jahr hatte ich mich hinterher geärgert, dass ich das nicht aufgenommen hatte. Vor allem für mich, denn gebloggt habe ich damals gerade noch nicht.
Zwar habe ich wieder nicht bei allem daran gedacht ein Video zu machen, aber zumindest einmal ohne und einmal mit Pessar habe ich den Ultraschall gefilmt. Ich finde, dass man so wunderbar deutlich den Unterschied sehen kann, deswegen möchte ich das gerne hier mit Dir teilen.
Ultraschall ohne Pessar
Zuvor hatten wir uns noch angeschaut, wie es aussieht, wenn ich mein altes Pessar drin habe, da war die runterrutschende Blase bei Belastung zu erkennen, wenn auch deutlich weniger natürlich als ganz ohne den Halt, wie in diesem Video.
Zur Einordnung: vorne rechts unten bei der hellen Stelle ist die Symphyse, die Blase ist markiert da drüber. In der Mitte hoch erkennt man die Vagina, in deren Vorderwand die Blase bei Belastung reinrutscht. Den Beckenboden erkennt man eigentlich nur gut, wenn ich in ansteuere. (Schau das Video ruhig mit Ton, um zu hören, wann ich was mache.)
Hier erkennt man auch, dass obwohl mein Beckenboden grundsätzlich gut arbeitet, die Vaginalwand einfach zu weich ist, um unter Druck der Blase standzuhalten. Ich kann zwar mit meinem Beckenbodentraining viel stabilisieren und Symptome lindern. Das zu weiche Gewebe kann ich dadurch aber ich natürlich nicht verbessern, weil es eben nicht die Beckenbodenmuskulatur ist, die mich da im Stich lässt.
Den Effekt merke ich, wenn ich erkältet bin und viel husten oder niesen muss schon. Dann spüre ich meine Blase tief sitzen, auch ohne, dass was daneben geht. Ansonsten habe ich im Alltag aber keine Schwierigkeiten mit einzelnen Belastungen.
Ultraschall mit Pessar
Die Unterstützung, die mir das Pessar bietet, kannst Du in diesem Video gut erkennen. Wenn Du mit Ton hörst: nicht wundern, ich meinte Harnröhre (die befördert den Urin aus der Blase heraus), als ich Harnleiter (der geht von den Nieren zur Blase) sagte, aber Sabrina korrigiert ja auch. Sie zeigt auch den Beckenboden und das Rektum nochmal deutlich.
Was bedeutet das für Dich?
Du kannst in den Videos hören, dass es locker zu ging und wir auch viel gelacht haben. Seit ich vor drei Jahren begonnen habe, mit Neugier und Faszination darauf zu schauen, wie unsere Körper funktionieren, kann ich mit dieser Situation meiner Organsenkung ganz anders, viel besser umgehen. Das Wissen darum, wie die Zusammenhänge sind, was ich selbst im Griff habe und wobei ich Unterstützung brauche, hat mich sicherer werden lassen. Ich kann selbstbewusster mit der Situation umgehen. Ich weiß, was ich tun muss und tun kann, um meine Symptome in den Griff zu bekommen.
Mein Körper ist aber nicht Deiner. Du hast vielleicht eine ähnliche Symptomatik, aber keine Blasensenkung. Oder Du hast eine Blasensenkung und andere Symptomatik. Vielleicht hast Du einen hypertonen, also zu angespannten Beckenboden und hast deswegen Nies-Pipi. Oder Du hast eine eingeschränkte Hüftmobilität, kreierst dauerhaft zu viel Druck im Bauchraum oder hast andere Bewegungsmuster, die Dir nicht dienlich sind.
Je besser Du Deinen Körper verstehst, je mehr Du über ihn weißt, umso gezielter kannst Du Fragen stellen und Dir Hilfe holen. Vielleicht brauchst Du nur ein bisschen Training, vielleicht brauchst Du für einige Zeit ein paar korrigierende Übungen und vielleicht würde Dir ein Pessar die Erleichterung bieten, die Du brauchst, um überhaupt diese Übungen machen zu können, die Dein gesamtes Wohlbefinden steigern.
Egal, wie Deine Situation ist, fang an, Dich mit Deinem Körper auseinanderzusetzen und komm in die Selbstkompetenz. Wenn Du nicht weißt, wo Du beginnen sollst, dann fang doch mit einem Kennenlerngespräch mit mir an und ich helfe Dir, den nächsten Schritt herauszufinden.
Oder Du kommst Anfang September in meinen Gruppenkurs Restore Your Core®-inspired and more. In dieser sechswöchigen Trainingsserie bekommst Du Einblick in den Restore Your Core® Ansatz. Aber auch darüber hinaus werden wir uns mit den wesentlichen Komponenten eines nachhaltig wirkenden Beckenbodentrainings befassen. Wenn Du keine Details zu diesem Kurs verpassen willst, abonniere meinen Newsletter!
Liebe Aimée,
vielen Dank für´s Mitnehmen und bildliche Veranschaulichen. Wirklich total spannend. Und passenderweise war ich diese Woche (am 12von12 😉 ) ebenfalls beim Ultraschall. Allerdings beim Frauenarzt zur normalen Vorsorge und durfte wieder feststellen, wie unkonkret meine Ärztin wird, wenn sie mit mir über meine Problematik spricht. Aber immerhin habe ich nach 4 Jahren nochmal Beckenbodengymnastik verschrieben bekommen und bin gespannt auf die Expertin, die sie mir empfohlen hat.
Liebe Grüße, Sina
Liebe Sina,
wie schön, dass Du was aus meinem Artikel und meinen Erfahrungen mitnehmen kannst.
Dass Deine Ärztin unkonkret ist, hilft der Lösungsfindung sicherlich nicht. Möge die neue Expertin Dir helfen! Wenn Du möchtest, können wir beide auch gerne mal sprechen, ich denke, ich kann Dir vermutlich bei der Einordnung Deiner Symptome und dann auch bei der Findung zielgerichteter Fragen für die Beckenbodengymnastik helfen.
Melde Dich gerne!
Liebe Grüße
Aimée
Hallo und ein herzliches Grüezi aus der Schweiz!
Ich 79-ig) es wurde etwa vor einem Jahr eine Blasensenkung diagnostiziert, ebenso noch Lichen sclerosus dazu. Erst bei einer Zweitmeinung von einem Urogynäkologen wurde mir (endlich ein Ringpessar mit Verstärkung empfohlen das passt.
Ich könnte es ja längere Zeit drinnen lassen, doch ich bevorzuge, es täglich zu wechseln. Das klappt meistens ganz gut, ich habe meine eigene Vorgehensweise erprobt und gefunden. Nun zu meiner Frage:
Einen Ringpessar einführen ist ja nicht so easy, wie z.B ein Würfelpessar. Durch Lichen ist auch meine Schleimhaut empfindlich. Manchmal öffnet sich das Ringpessar beim Einführen jedoch etwas zu früh, was unangenehm ist – oder beim Herausnehmen ist es etwas schmerzhaft. Gibt es einen Trick, dass es noch perfekter funktioniert? (Ich salbe und stehe auf einem Bein vor der Toilette).
Danke für eine Antwort. Da wo ich wohne habe ich keine kompetente Hilfe gefunden, die sich mit einem Ringpessar auskennt.
Liebe Elisabeth,
das Einsetzen und Herausnehmen eines Pessars ist bei Lichen sclerosus eine ganz besonders große Herausforderung.
Tatsächlich ist es da aufgrund der Empfindlichkeit der Schleimhaut und der Möglichkeit von Verletzungen sinnvoll, das Pessar längerfristig drin zu lassen und den Wechsel bei einer entsprechenden Fachperson vornehmen zu lassen.
Ich habe da eben auch nochmal Rücksprache mit einer Beckenbodenphysiotherapeutin gehalten, die Pessaranpassungen vornimmt, das ist auch ihre Empfehlung.
Es tut mir sehr leid, dass ich da leider keine anderen Tipps zur Hand habe.
Herzliche Grüße in die Schweiz!
Aimée
P.S. Ergänzende Information für alle Mitleserinnen: Ob das Einführen unterschiedlicher Pessartypen als einfach oder schwer wahrgenommen wird, ist sehr individuell. Mehrere Aspekte spielen dabei eine Rolle. Deswegen ist eine gute Pessaranpassung mit einer entsprechenden Fachperson goldwert, denn auch Hilfestellung bei der Einführung gehört dazu.